" Ravic ging in sein Zimmer um zu lesen. Er hatte irgendwann einige Bände Weltgeschichte gekauft und suchte sie hervor. Es war nicht besonders erheiternd sie zu lesen. Das einzige, was herauskam, war eine sonderbar deprimierende Genugtuung, dass nichts neu war, was heute passierte. Alles war Dutzende mal da gewesen. Die Lügen, die Treubrüche, die Morde, die Bartolomäusnächte, die Korruption durch den Willen zur Macht, die unablässige Kette der Kriege - die Geschichte der Menschheit war mit Blut und Tränen geschrieben, und unter tausend blutbefleckten Statuen der Vergangenheit glänzte nur selten eine, über der das Silber der Güte lag. Die Demagogen, die Betrüger, die Vater- und Freundesmörder, die machttrunkenen Egoisten, die fanatischen Propheten, die die Liebe mit dem Schwerte predigten; es war immer dasselbe, und immer wieder waren geduldige Völker da, gegeneinander getrieben in sinnlosen Töten für Kaiser, Könige, Religionen und Wahnsinnige - es hatte kein Ende."
aus "ARC DE TRIOMPHE" (1945) - Erich Maria Remarque
Schaue nur in den Brunnen hinunter,
Da kannst du sie sitzen sehen,
Aber bleibe oben, hier ist es bunter,
Und dein Geist kann wandern gehen.